Fachwelten

Was sind Fachwelten

Fachwelten sind für uns in erster Linie Räume. Räume tragen entscheidend dazu bei, eine anregende Lernumgebung zu schaffen. Der italienische Pädagoge Loris Malaguzzi sprach auch vom «Raum als dritten Pädagogen».

Unsere Schulzimmer erinnern auch heute noch an den Unterricht, wie er vor Jahrzehnten erdacht wurde: Der Lehrer steht vorne an der Wandtafel und erklärt, die Schülerinnen und Schüler hören zu und schreiben auf. Klassenzimmer in derselben Grösse, mit demselben Mobiliar und derselben Einrichtung reihen sich auch heute in vielen Schulhäusern aneinander, egal, was und wie heute dort drin gelernt wird.

Die Fachwelt verbindet den Raum mit dem Fach. Hier erarbeiten sich die Jugendlichen selbstreguliert und in dem für sie richtigen Tempo ihre fachlichen Grundkompetenzen. Der Raum bietet dafür geeignete, auf das Fach ausgerichtete Arbeitsplätze, Lernmedien und weitere Hilfsmittel. Jede Fachwelt wird durch eine Lehrperson betreut.

Zur Rhythmisierung des Lernens und für kooperative Lernformen (v.a. in mündlichen Teilen des Sprachunterrichts) werden in den Fachwelten von der Lehrperson geführte und von der Gruppe gemeinsam gestaltete Sequenzen eingestreut.

Bausteine und Kompetenzraster

In den Fachwelten arbeiten die Jugendlichen an ihren fachlichen Grundkompetenzen. Die zu erlangenden Kompetenzen teilen wir in einzelne Bausteine auf. Pro Fachbereich legt das Kompetenzraster den Aufbau der einzelnen Bausteine für jedes Schuljahr dar.

Digitale Dokumentation

Die Dokumentation der bearbeiteten Bausteine und der entsprechenden Kompetenznachweise erfolgt digital. Die Lernenden haben so stets den Überblick über ihren aktuellen Stand. Auch die Eltern erhalten so einen vertieften Einblick in das Lernen und die individuellen Fortschritte.

Was bedeutet selbstreguliertes Lernen?

Selbstreguliertes Lernen weist folgende Merkmale auf:

  1. Eigenständige Zielsetzung
  2. Selbstmotivation
  3. Auswahl geeigneter Lernstrategien und Lerntaktiken
  4. Überwindung von Problemen, zum Beispiel Lernhindernissen und Ablenkungen
  5. Lernerfolgskontrolle

In enger Zusammenarbeit mit dem Lerncoach legen die Jugendlichen ihre eigenen Ziele fest. Diese sollen realistisch und in einer vorgegebenen Zeit zu erreichen sein. In Workshops zu überfachlichen Kompetenzen werden die zur Erreichung der Ziele notwendigen Lernstrategien und -methoden erarbeitet.

Wo liegt der Unterschied?

Im herkömmlichen Unterricht bereitet eine Lehrperson ein Thema vor, welches von einer ganzen Klasse zu festgelegten Zeiten im Stundenplan bearbeitet wird. Unabhängig vom Lernstand der Jugendlichen arbeiten diese in der Regel an den gleichen Aufgaben und schliessen das Thema zur gleichen Zeit ab. Die abschliessende Lernkontrolle weist aus, wie gut die einzelnen Lernenden die Lernziele dieses Themas erreicht haben.

Die Auswahl des Themas bzw. Bausteins in der Fachwelt geschieht auf Basis des Lernstands des Lernenden. Gearbeitet wird dann nicht im Tempo, das die Lehrperson für die Klasse vorgibt, sondern in jenem, das den Lernenden zum Erfolg führt.

Die Lernenden sind nicht an starre Stundenpläne mit Fachlektionen gebunden. Sie können in einer Woche mehr Zeit in der Fachwelt Deutsch verbringen – z.B. um eine fortgeschrittene Arbeit zu Ende zu bringen –, und in den Wochen darauf wieder mehr Zeit für andere Fachbereiche aufwenden.

In den Fachwelten treffen sie mitunter auf Lernende anderer Klassen. Alle lernen zwar für das gleiche Fach, aber nicht zwingend am gleichen Thema. Geplante oder spontane Gruppenbildungen über die Jahrgangsstufen hinweg sind möglich.

Der Umgang mit diesen Freiheiten erfordert eine enge Begleitung durch den Lerncoach. Dieser legt mit dem Lernenden zusammen fest, wann in welcher Fachwelt gearbeitet wird.

Organisation im Schulhaus

Phase der Etablierung (Schuljahre 23/24, 24/25, 25/26)

Während der Etablierung finden die Fachwelten noch innerhalb der Jahrgangsklassen und pro Fachbereich an einem fixen Wochentag statt.

Die Lektionendotation ist wie folgt:

  • Deutsch: 2 Blöcke à 2 Lektionen = 4 Wochenlektionen
  • Mathematik: 2 Blöcke à 2 Lektionen = 4 Wochenlektionen
  • Französisch: 2 Blöcke à 2 Lektionen (1 Block 14-täglich) = 3 Wochenlektionen
  • Englisch: 1 Block à 2 Lektionen (2 Wochenlektionen)
  • NMG: 1 Block à 2 Lektionen (2 Wochenlektionen)

Phase der Evolution (ab Schuljahr 26/27)

Können wir die Fachwelten im ursprünglichen Sinn weiterentwickeln, so dass die Schülerinnen und Schüler selbst bestimmen, wann sie für welchen Fachbereich lernen?

Können wir Klassen- und andere Zimmer zu echten Fachräumen einrichten? Wie ermöglichen wir multifunktionale Nutzungen dieser Zimmer?

  • Wie lösen wir das technisch, damit alle wissen, wer wann wo ist?
  • Wie stellen wir sicher, dass die oder der Einzelne sein Jahressoll pro Fachbereich erreicht?
  • Wie stellen wir sicher, dass die Räume gleichmässig ausgelastet sind?
  • Wie stellen wir sicher, dass wir Jugendliche in der Organisation des Lernens nicht überfordern?

Kontaktformular

Geben Sie Ihren Namen ein.

Geben Sie einen Betreff ein.

Geben Sie eine Nachricht ein.